(crosspost vom WMDE-Blog)
CC-Lizenzen als rechtliche Werkzeuge zur Freigabe von Inhalten sind aus den freien Bildungsressourcen genauso wenig wegzudenken wie die GNU Public License und ihre Verwandten aus dem Betriebssystem Linux. Zugleich hat sich Creative Commons als Organisation und Netzwerk von Aktivisten stets vor allem in der Rolle eines Hintergrunddienstleisters verstanden, der zwar möglichst gute Werkzeuge bereitstellt, ansonsten aber möglichst weitgehende Neutralität wahrt. CC-Lizenzen sollten ein “Hack” für diejenigen sein, die sich eine andere (Copyright-)Politik wünschen, es aber leid sind, auf deren Kommen zu warten. So gesehen steckt im ganzen Ansatz, per Lizenzen andere, bessere Regeln zu schaffen eine fast ausdrückliche Verneinung der Sinnhaftigkeit des ganzen Politikbetriebs, soweit der sich mit dem Urheberrecht befasst. Das ändert sich gerade.
Die Werkzeuge sind nach wie vor zentral und es wird ein enormer Aufwand betrieben, um die Version 4.0 der CC-Lizenzen zum Besten zu machen, was CC je entwickelt hat. Doch schon der diesjährige CC Global Summit in Buenos Aires hat gezeigt, dass CC politischer werden will und werden wird. Ein Grund hierfür ist, dass europäische Lobbyisten darauf verfallen sind, die Existenz von Privat-Order-Lizenzmodellen wie CC als Begründung dafür zu nutzen, dass es doch gar keiner Urheberrechtsreformen bedürfe. Alle die wollten, so das Argument, könnten ja mittels freier Lizenzen alles so regeln wie gewünscht. Grundsätzliche Reformen hin zu mehr Nutzerrechten, Fair-Use oder einer allgemeinen Urheberrechtsschranke zugunsten privater transformativer Nutzung seien daher gar nicht mehr notwendig. Angesichts dieser Instrumentalisierung hat sich CC als Organisation und Netzwerk im 11. Jahr seines Bestehens entschlossen, stärker nach außen klarzumachen: Unsere Werkzeuge helfen, sind aber nicht die Lösung.
Auch im Bereich der Open Educational Resources will sich das CC-Netzwerk politisch deutlicher positionieren. Der Schauplatz dafür wird Europa sein und den Auftakt bildet am ersten Tag von #OERde13 der Creative Commons OER Policy Workshop unter Leitung des polnischen CC-Leads Alek Tarkowski, der das gesamte auf acht Monate angelegte “Collaborative OER Policy Project” leiten wird. Teilnehmer dieses Projekts sind CC Project Leads aus allen Ecken Europas, die seit einigen Jahren über den Regionalverbund “CC Europe” lose organisiert sind. Auf welche Deliverables sich das Projekt genau konzentrieren wird, wird erst im Rahmen des ersten Workshops entschieden werden, an dem Interessierte je nach Raumressourcen teilnehmen können (dazu bitte vorab beim Team von #OERde13 anfragen). Kern werden jedoch eine Analyse der in Europa etablierten OER-Strategien für Grund- und weiterführende Schulen sowie ein darauf aufbauendes Policy Position Paper sein, das im kommenden Jahr bei der OpenCourseWare Conference in Slowenien präsentiert werden soll. Zudem soll der Workshop der Vernetzung zwischen den verschiedenen CC-Projekten Europas dienen und die Diskussion um die “richtige” OER-Politik voranbringen. Darum werden die ersten Ergebnisse bereits während der #OERde13 im Rahmen des BarCamps am Samstag nachmittag vorgestellt und diskutiert. Dann besteht auch Gelegenheit, sich außerhalb der Workshop-Arbeit mit den anwesenden CC-Aktivisten aus u.a. Portugal, Polen, Spanien, Estland und den Niederlanden zu unterhalten. Je nach Verlauf des Workshops am Samstag vormittag wird er auch noch am Sonntag fortgesetzt werden. Anregungen und sonstiger Input sind jederzeit willkommen und sollten am besten während des BarCamps zur Sprache kommen.